Am 19. Februar ist Souleymane Cissé im Alter von 84 Jahren in Bamako verstorben. Er ist wohl der bekannteste Regisseur Malis und mit seinem Gesamtwerk einer der ganz großen Regisseure Afrikas.
Beim allerersten Afrika-Schwerpunkt bei den Französischen Filmtagen Tübingen hatten wir 1988 seinen großartigen Spielfilm „Yeelen“ (Das Licht) gezeigt, den der Tübinger Arsenal-Filmverleih in Deutschland ins Kino brachte. Und 2013 konnten wir einige seiner Filme bei einer ihm gewidmeten Werkschau zeigen. Zu dieser folgte er unserer Einladung und begeisterte das Tübinger Publikum, nicht zuletzt durch seine freundliche und zugewandte Art.
Souleymane Cissé hat sein Filmstudium in Moskau absolviert. Sein 1972 realisierter Kurzspielfilm „Cinq jours d’une vie“ zählt zu den ersten unabhängig produzierten afrikanischen Filmen überhaupt; Mali wurde 1960 unabhängig. Seitdem hat Cissé ein beindruckendes Gesamtwerk geschaffen. Mit seinen Filmen ist es ihm immer wieder gelungen, die politische Analyse mit einem außergewöhnlichen formalen und ästhetischen Anspruch an seine Filme zu verbinden.
Der bekannteste und berühmteste seiner Filme ist sicherlich „Yeelen“ (1987), der mit dem Preis der Jury in Cannes und vielen weiteren Auszeichnungen bedacht wurde und mit dem Cissé auch ein breiteres europäisches Publikum für das afrikanische Kino interessieren konnte. Aber auch „Baara – Der Lastenträger“ (1978), „Finyé- Le Vent“ (1982) oder „Waati“ (1995), der außer in Mali auch in Südafrika, der Elfenbeinküste und Namibia spielt, stießen auf große internationale Aufmerksamkeit.
Wir erinnern Souleymane Cissé als einen klugen, ebenso selbstbewussten wie bescheidenen Menschen und trauern um einen großen afrikanischen Cineasten.
Tübingen, den 21.2.25
